PM Dr. Pfeil MdL: Ist Aachen bereit für eine Europa-Universität?

Die Frage ist ernst gemeint und fordert eine Antwort.

Nicht nur seit Emanuel Macrons Rede vor Studenten in der Sorbonne ist das Thema der Zusammenarbeit der Hochschulen für unsere Region aktuell. Bereits in der StädteRegion Aachen und im Zweckverband Region Aachen wurden in den letzten Jahren Anträge von den Liberalen zu dem Thema gestellt. – Bislang ohne Erfolg.

 

Zwar war das Thema der „Europäischen Universität“ Ende der 50er Jahre schon einmal auf der europäischen Tagesordnung, jedoch führte es bis heute nicht zum Erfolg. Stattdessen wurde  1976 das Europäische Hochschulinstitut in Florenz eingerichtet, außerdem fördert das ERASMUS-Programm, das an allen Hochschulen den Studierenden-Austausch. Daneben gibt es die Deutsch-Französische Hochschule mit Verwaltungssitz in Saarbrücken, die binationale Studiengänge koordiniert.


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Außerdem die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), die seit 2013 den Entwurf einer gemeinsamen Fakultät „Digital Studies“ mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan, verfolgt.  Und seit Ende 2017 gibt es zudem EUCOR, den Universitätsverbund am Oberrhein, der sich nach dem Willen der baden-württembergischen Landesregierung von einem EVTZ (Europäischen Verbund über territoriale Zusammenarbeit) hin zu einer europäischen Universität weiter entwickeln möchte. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am 12. April 2018 unterzeichnet.

Und was geschah bisher in NRW bzw. in Aachen als Universitätsstandort im Dreiländereck?

Erschreckend wenig, weswegen die Bundeskanzlerin in ihrer Rede zur Karlpreisverleihung auch bei dem Thema Europa-Universitäten nur auf EUCOR in Baden-Württemberg verwiesen hat.  - Dabei ist das Thema für unsere Region in doppelter Hinsicht von besonderer Bedeutung.

Die Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Hochschulen ist auch Gegenstand des CDU-FDP Koalitionsvertrag in NRW.


Und ich bin mir ganz sicher, dass die Forderungen, die mit dem anliegenden Antragsentwurf  verbunden sind, nur dann Sinn machen, wenn sowohl die Studierenden als auch die Hochschulprofessoren und die regionale Politik dies will und im Sinne einer Bottom-up Initiative dies mit diskutiert und unterstützt. Dazu fordere ich mit dieser Pressemitteilung auf.

Das Ziel der vorliegenden Überlegungen ist sowohl die Verfestigung des Hochschulnetzwerkes grenzüberschreitend in ganz NRW als auch die Schaffung einer Europa-Universität.
Hierzu im Einzelnen:

 

(a) Verfestigung des Hochschulnetzwerks
Auch in NRW gibt es eine enge Zusammenarbeit der Hochschulen auf deutscher, niederländischer und belgischer Seite. Jedoch ist diese nicht strukturiert und verfestigt. Vielmehr ist diese Zusammenarbeit projektbezogen, wobei unklar ist, ob hier eine Verfestigung der Zusammenarbeit als Folge der jeweiligen Projektphasen eintritt.

 

NRW hat aber das Potential ein Ndl.-Belg.-Dt. Hochschulnetzwerk gemeinsam mit seinen Nachbarn zu bilden, zu fördern und weiter auszubauen. Dabei muß das Ziel dieses Hochschul-Netzwerks eine umfassende Strategie sein, die die Bereiche Lehre und Forschung grenzüberschreitend gleichermaßen beinhaltet und die NRW sowohl als europäische Wissensregion weiter profiliert als auch positive Impulse für den nordrhein-westfälischen und regionalen Arbeitsmarkt setzt.

 

Bereits jetzt arbeitet die Universität Münster mit seinem Zentrum für Niederlande Studien eng mit niederländischen Universitäten zusammen. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf arbeitet eng mit Belgien und Frankreich zusammen in Bezug auf binationale Bachelorstudienprogramme sowie des deutsch-französischen Studiengangs für Juristen. Die  RWTH Aachen arbeitet eng mit der Uni Maastricht und Eindhoven zusammen. Das ITEM in Maastricht, das sich darüber hinaus mit den Auswirkungen von EU-Rechtsakten auf nationales Recht beschäftigt, hat Bedeutung weit über NRW hinaus.


Nach meiner Auffassung bietet eine engere Vertiefung und Zusammenarbeit der Hochschulen und die Ausbildung eines verstetigten Hochschulnetzwerkes zum Thema „Zukunftsforschung“ in NRW einen Mehrwert für die deutsch-niederländisch-belgisch-luxemburgische Bildungs- und Hochschullandschaft.

 

(b) Schaffung einer Europa-Universität
Daneben und gleichzeitig als Bestandteil des Hochschulnetzwerks kann die Frage der Europäischen Universität nicht losgelöst von den bestehenden Strukturen und Gegebenheiten diskutiert werden.


Als Ziel kann und sollte hier die (möglicherweise teilweise) Teilung der Lehrbereiche durch grenzüberschreitende Studiengänge und damit folgend die Verbesserung der Forschungsinfrastruktur sein, wobei dies eine geografische Nähe voraussetzt.


Hier gibt es in NRW – und dies ist eine Besonderheit in Europa – die Möglichkeit in einem sehr engen räumlichen Radius die Universitäten und Hochschulen in Aachen (RWTH, FH, Forschungszentrum Jülich, Katholische Hochschule) mit der Universität in Maastricht und der Université in Liège zu einem Europäischen Hochschulstandort auszubauen.

 

Dabei sollten die bestehenden Strukturen genutzt werden und diese weiter ausgebaut und zielführend zusammengeführt werden. Der Unterschied zum unter a) dargestellten verstetigten Hochschul-Netzwerk liegt darin, dass in Kombination mit den bestehenden Strukturen sich eine neue Gattung „echter“ Europa-Universität herausbildet.

 

Beide Projekte, also sowohl die Verfestigung und Verstetigung des Hochschul-Netzwerks zwischen der BENELUX und NRW bietet einen Mehrwert für die daran beteiligten Universitäten und stärkt das partnerschaftliche Miteinander der daran beteiligten EU-Mitgliedstaaten, aber auch die Europäische Universität führt durch die räumliche Nähe von 3 Hochschulstandorten in 3 Mitgliedsaaten der EU zu einem Wissenshot-Spot, der in Europa einzigartig ist und NRW in besonderer Weise profiliert. Doch dazu müssen wir uns alle frühzeitig auf den Weg machen.

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