
Wie wir aus der letzten Woche aus dem schriftlichen Bericht aus dem Wissenschaftsausschusses (LT-Drs. 18/649) wissen, herrscht vollkommene Unkenntnis darüber, wie viele Studienplätze für die Lehrkräfteausbildung tatsächlich in NRW benötigt werden. Hinzu kommt die fehlende Kenntnis über ausreichende Daten zur Unterrichtsversorgung an den Schulen in NRW. In der Beantwortung des Schulministeriums auf die Kleinen Anfragen (LT-Drs. 18/2104 & 18/2500) des Aachner-Landtagsabgeordneten Werner Pfeil teilte das Ministerium mit, dass die Unterrichtsstatistik erst zum Schuljahr 2023/24 wiedereingeführt wird. Grund hierfür führt das Ministerium die enormen Belastungen in Folge der Corona-Pandemie an. „Tatsächlich hätte man aber zum Schulbeginn 2022/ 2023 (also nach den Sommerferien) wieder die Statistik einführen können, weil ja alle Coronamaßnahmen an den Schulen aufgehoben wurden“, so Pfeil.
„Die Antworten des Ministeriums hinterlassen zum wiederholten Male einen chaotischen Eindruck. Während es an belastbaren Zahlen zu Unterrichtsausfällen aufgrund massiven Personalmangels fehlt, verfügen weder das Bildungs- noch das Wissenschaftsministerium über Daten zum Bedarf an Lehramtsstudienplätzen sowie zum sogenannten „Klebeeffekt““, so Pfeil. „Wie wir aus Erfahrungsberichten von Betroffenen aus der Region Aachen wissen, werden bereits Eltern der Schülerinnen und Schüler im Raum Aachen angefragt, selber Unterricht zu übernehmen. Auch „Distanzlernen“ wird aufgrund des Personalmangels avisiert. Diesen dramatischen Zustand in unseren Schulen können wir so nicht länger hinnehmen! Ebenso wenig ist es hinnehmbar, dass nun die Probleme in der Unterrichtsversorgung auf die Schulen abgeschoben werden, die diese aufgrund der enormen Belastungen nicht ausreichend lösen können. Die Schulen müssen und sollen nun das ausbaden, was gerade in der Schulpolitik versäumt wird, weil sich seit 6 Jahren das CDU geführte Wissenschaftsministerium weigert, eine regionale Grundschullehrerausbildung an der RWTH wieder zu etablieren“, zeigt sich Pfeil verärgert.
Die Fragen 2, 3 und 4 der Kleinen Anfrage 899 werden zudem vom Bildungsministerium überhaupt nicht beantwortet. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass „in dem aktuellen Haushalt 2022 werden für das Schuljahr 2022/23 in ausreichender Zahl Lehrerstellen zur Verfügung gestellt“. Was jedoch nicht mitgeteilt wird, ist, wie viele Stellen denn tatsächlich besetzt werden können, und genau daran kranken alle Antworten der beiden Ministerien.
Daher wundert es wenig, dass ebenfalls in einer weiteren Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 898 (LT.-Drs. 18/2496) „Absage an Lehrstuhl für Grundschullehramt in Aachen: Welche aktuellen Maßnahmen ergreift die Landesregierung nun zur schnellen Lösungsfindung“ zum wiederholtem Male Unwissenheit vorgeschoben wird. Die Frage 3 wird beantwortet mit: „Die Überlegungen dazu stehen noch am Anfang.“. Die Frage 4 wird beantwortet mit: „Mögliche Kosten können zum jetzigen Zeitpunkt nicht valide eingeschätzt werden“ und die Frage 5 wird beantwortet mit: „Es wird auf die Antworten zu den Fragen 1 - 4 verwiesen.“
„Es fehlt an konkreten Zahlen, Daten und dem Durchblick und letztlich an einem konkreten Konzept der Landesregierung, wie die Lehrkräfteversorgung in der Region Aachen nachhaltig sichergestellt werden kann“, so Pfeil.
Bei den Schulen kann die Antwort der Bildungsministerin zudem nur Kopfschütteln hervorrufen, wenn es dort heißt: „Zudem stehen den Schulen auch verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Unterrichtsausfall im Falle eines Lehrkräftemangels zu vermeiden, von denen sie in Abhängigkeit ihrer individuellen Rahmenbedingungen in unterschiedlicher Weise Gebrauch machen können.“, denn gemeint ist damit unter anderem, dass eine Lehrerkraft zwei oder drei Klassen gleichzeitig betreut!
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